Samstag, 5. Mai 2012

Das Beste kommt zum Schluss ?


Nein, ganz bestimmt nicht. Ich hatte in den vergangenen 2,5 Monaten gute Tage und schlechte Tage; habe von vielen sehr schönen Erlebnisse gezehrt, aber auch wirklich krasse, erschreckende Erfahrungen gemacht. Die Tage waren teilweise so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Nicht anders war es auch in dieser Woche, also in meiner letzten (Urlaubs-) Woche in Kenia.

Bevor ich jetzt allerdings mit einem leicht melancholischen Touch für diese vergangene Zeit versuche, die richtigen abschließenden Worte zu finden, werde ich zunächst, wie in meinen Einträgen gewohnt, die vergangenen Tage bzw. die vergangene Woche Revue passieren lassen. Da dies möglicherweise wieder etwas viel Text wird (in meinem Kopf gibt es so Einiges, was da wieder herumspukt), bitte ich darum, diesen Eintrag nicht unter Zeitdruck zu lesen. Ihr solltet euch selber genug Zeit geben, damit euer Kopf auch die richtigen Bilder bzw. Situationen zusammenstellen kann... denn es ist mir wichtig - und das ist auch der Sinn und Zweck dessen, warum ich hier in meinen drei letzten Tagen meiner Urlaubswoche so unendlich viel kostbare Zeit in diesen Text investiere - dass ich euch alle über die Gegebenheiten hier in Kenia informiere. Ich möchte euch, weil ich es für unglaublich wichtig erachte, ebenfalls über den Tellerrand schauen lassen.


Wajibu Wetu Childrens Trust Orphanage



Freitag letzte Woche war mein letzter Tag als Volontär bei African Impact. Ich wurde an diesem “Gemeinschaftstag“ mit anderen Volontären zusammen im Wajibu Wetu Waisenhaus eingesetzt und wir veranstalteten einen tollen Tag für die Kinder. So haben manche Geschenke aus Papier gebastelt; mit ungekochten, also harten Nudeln, die zuvor einzeln und fein säuberlich angepinselt wurden, wurden Halsketten gebastelt; es wurde gesungen etc... Das war eine tolle Aktion - man konnte den Kindern die Freude richtig anmerken, und das war ebenfalls super für mich.

Die im Wajibu Wetu lebenden Kinder haben mit ihren beiden “Eltern“ (die beiden Leiter des Waisenhauses - leider fallen mir die Namen nicht mehr ein) wirklich tolle Personen gefunden, die sich um sie sorgen; sie ermöglichen den Waisenkindern hier ein gutes Leben.

Unterstützt wird das Waisenhaus durch eine kleine (ich glaube süd-) deutsche Organisation, die nicht nur in regem Kontakt, sondern sogar in enger Freundschaft zum o.a. "Elternpaar" steht.



Zwei Beispiele: Letztgenanntes hat von diesen Kindern auch zwei Kinder ganz offiziell adoptiert. Die Namen der beiden Kinder lauten Johannes und Gerhard. Ich dachte zuerst, ich wär im falschen Film... :-) Weiterhin: im Aufenthaltsraum sind mehrere Botschaften, wie beispielsweise ein Gebet, in deutscher Sprache auf einem großen Stück Papier an der Wand aufgehangen. Die Kinder beherrschen die Botschaften perfekt - so wird vor jedem Essen in Deutsch gebetet (Video). Infos zu diesem Waisenhaus gibt es unter www.wajibuwetu.de. Unterstützung finden die Heimeltern zur Zeit durch die 19-jährige Christina, die für 2,5 Monate als Volontär im Waisenhaus arbeitet.



Ein Basketballkorb für die Mukeu School


Bereits noch zu Hause, also im Vorfeld meiner Abreise, ist mir die Idee gekommen, in einer der Schulen, in denen ich arbeiten werde, einen Basketballkorb aufzuhängen. In Mombasa konnte ich die Idee nicht umsetzen, da meine Ansprechpartner von GVI von dieser Aktion aus dem Grund abrieten, weil der Korb dort vermutlich gezockt werden würde.

In Limuru bin ich meinen Ansprechpartnern von African Impact damit etwas auf den Keks gegangen, worüber ich aber auch sehr froh bin. 4 Wochen Nerven machte sich bezahlt. Denn nur so konnte ich letztendlich (im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich an meinem letzten Tag als Volontär) zusammen mit Eric von AI einen Basketballkorb besorgen (Ring + Brett + Netz + Ball) und diesen am nächsten Tag, Samstag Morgen, zusammen mit dem angeheuerten Handwerker Simon, der das nötige Werkzeug für die Installation mitbrachte, an einer Wand vom Gebäude der Mukeu School aufhängen.

Die Aktion hat etwa eine Stunde gedauert, und ich war bzw. bin sehr zufrieden. Der ebenfalls an der Schule anwesende Betreuer für die Jungs, Steven, hat von mir ein paar Tipps bekommen, wie er den Boden nun zu gestalten hat (zunächst die Erde flach machen, dann eine 3-m-Linie ziehen, etc). Ich bin mir sicher, die Kids werden sich freuen, wenn sie ab der kommenden Woche (Ende der Schulferien) wieder hier wohnen (müssen / dürfen ???).



Karibu Nairobi


Sonntag vormittag gings dann nach einem abschließenden “Auf-Wiedersehens-Spaziergang“ durch die Teeplantagen von Limuru in die Hauptstadt. Urlaub, yeah! Zugegeben, ich war froh, in der kommenden Woche keinerlei Verpflichtungen mehr zu haben.

Den Rest-Sonntag verbrachte ich nach dem Einchecken hauptsächlich damit, den mir bereits bekannten Central Business District, also mein neues Zuhause auf Zeit, noch besser kennen zu lernen. Abends gings zum Chillen in den unmittelbar angrenzenden Central Park. Chillen, was war das noch mal...? :-)

Montags habe ich einen Ausflug in den Nairobi National Park gemacht (mitten in der Wildnis und im Hintergrund hat man den Überblick über die sich in Nairobi’s CBD sammelnden Hochhäuser); anschließend gings in den 30 Minuten Fahrt entfernten Ort Karen (heißt wirklich so), in dem ich mir das Karen Blixen Museum angeschaut habe. Dies besteht aus dem (originalen) Haus von Karen Blixen; wer den Film “Out of Africa“ gesehen, oder noch besser, das gleichnamige Buch gelesen hat (Karen Blixen ist die Autorin), weiß, wovon ich rede. “Abschalten“ konnte ich aber irgendwie noch nicht...

Am frühen Dienstag morgen habe ich mich auf einen Trip mit Übernachtung in die 4 Stunden Fahrt entfernten, nördlich gelegenen Central Highlands von Kenia gemacht. Ich bekam das, was ich wollte: eine tolle Umgebung, mitten in der Natur (teils sogar im Regenwald) und 2 Tage lang absolute Stille und Ruhe, was mir sehr gut tat. Endlich mal Zeit für mich.... Das kann ich noch erwähnen: ich habe mich dort etwa in Höhe des Äquators aufgehalten; dort konnte ich auch an der Stelle, an der man den Äquator überquert, eine tolle Präsentation sehen: man hat einen Becher, in dem sich ein Loch befindet, füllt diesen mit Wasser und legt ein Streichholz auf die Wasseroberfläche. Befindet man sich ab etwa 20 m nördlich des Äquators, sieht man, dass sich das Wasser (man sieht es deutlich an dem Streichholz) im Uhrzeigersinn dreht, bevor es den Becher durch das Loch wiederum spiralenförmig im Uhrzeigersinn verlässt. Befindet man sich ab etwa 20 m südlich, dreht sich das Wasser entgegen des Uhrzeigersinns (eben auch nach dem Auslaufen durch das Loch). Befindet man sich direkt auf der Äquatorlinie, dreht sich das Wasser nicht. Da kann man sich auf den Kopf stellen, es passiert nix. Die beiden Tage Erholung in den Central Highlands haben gut getan, ich konnte genug Energie und Kraft tanken, und das war eine optimale Vorbereitung auf das, was mich am nächsten Tag in Nairobi erwartete...


Korogocho


Unser Aachener Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR unterstützt Programme in vielen Entwicklungsländern auf der ganzen Welt. In Kenia arbeitet MISEREOR eng mit den Organisationen KESHO (Kenya Environmental Sanitary Health Outreach) und KUTOKA-Network zusammen. Vor 2 Wochen habe ich mich bereits mit Alois, dem Kopf von KESHO, getroffen - ich habe darüber in meinem verangenen Blogeintrag berichtet. Es ist an dieser Stelle hilfreich, sich diesen Passus nun noch einmal durchzulesen.

Auch Father John Webootsa, dem Kopf vom KUTOKA-Network, habe ich im Vorfeld meiner Abreise aus Deutschland über meine Tätigkeit in Kenia sowie über mein Interesse an seiner Arbeit informiert. Mit ihm konnte ich Anfang der Woche ein Treffen für Donnerstag morgen in Korogocho vereinbaren. Da auch Alois mir vor knapp 2 Wochen ein erneutes Treffen anbot, um mir Korogocho “hautnah“ zu zeigen, habe ich diese beiden Treffen kombiniert. So habe ich mich am frühen Donnerstag morgen mit Alois in Nairobi’s Central Business District getroffen, um mit ihm gemeinsam in den Luftlinie 9 km nordöstlich vom CBD entfernten Slum Korogocho zu fahren.

In Nairobi gibt es mehr als 200 Slumsiedlungen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Nairobis drängt sich in den Slums, die nur 5 % der Fläche aller Wohngebiete der Stadt ausmachen. Hier leben die Menschen in unvorstellbarer Armut, ohne sanitäre Anlagen oder medizinische Versorgung, und, was noch dazu kommt, in unkontrollierbarer Kriminalität. Kurzum gesagt, hier leben die Menschen in menschenunwürdigen Verhältnissen. Artikel 1 Grundgesetz....  dies sollte nicht nur für uns Deutsche gelten...


Korogocho ist mit seinen 120.000 Einwohnern nach Kibera der zweitgrößte Slum in bzw. um Nairobi; die 30-minütige Busfahrt ging durch den Mathare-Slum.
Während dieser Busfahrt durch Mathare hatte man lagebedingt teilweise einen großen Überblick über die ganzen Wellblechhütten; bei dem Anblick schoss mir direkt in den Kopf, worauf ich mich im Vorfeld eingestellt habe - nämlich dass dieser Tag nochmal heftig für mich werden könnte. Ich war froh, dass ich mich darauf eingestellt habe, denn ich hatte Recht.


Alois und mein erstes Ziel war wie verabredet das Haus von Father John in Korogocho. In meinem vergangenen Blogeintrag habe ich bereits auch kurz von ihm berichtet, und zwar zusammen mit einem eingestellten Foto, das den Zeitungsartikel über ihn zeigt, der sich in der lokalen Tageszeitung vor 2 Wochen befand. Father John wurde für seine Arbeit in Korogocho der “Franco-German award for Human Rights“ verliehen (am Besten schaut ihr euch dieses Foto nochmal an). Nach der Busfahrt haben Alois und ich uns ein “Boda-Boda“ (Motorrad) geteilt, um schneller zum Haus zu kommen (hier merkte ich schon direkt - Korogocho ist verdammt groß). Während der Fahrt erzählte mir Alois, dass der Boda-Boda-Fahrer hier nicht gerne unterwegs ist, hier, in der so genannten, jetzt kommts, “area of killers“; hier wird man auch als Boda-Boda-Fahrer auch tagsüber schon mal gerne vom Motorrad gerissen und (teils mit Messern) attackiert. Jedenfalls, am Haus angekommen, mitten in Korogocho, wurden wir von Father John mit offenen Armen empfangen. Dass er viel zu tun hat, merkte ich sofort - es warteten etwa 7 Personen in der Gasse ( / Wohnbereich) von ihm, um mit ihm über Verschiedenes zu reden.

Ich habe mit Father John ein ausführliches und wirklich eindrucksvolles Gespräch geführt. Ist schwer in Worte zu fassen, aber ich war gleichermaßen gerührt und fasziniert von seinen Worten. 

Auch wenn ich von vornerein von MISEREOR viel gehalten habe und von deren Arbeit überzeugt war, war es gut und wichtig für mich, zu hören, oder besser gesagt zu erfahren, dass MISEREORs Werk hier NOTWENDIG und ÜBERLEBENSWICHTIG ist. Die an MISEREOR gegebenen Spenden gehen an Alois von KESHO und an Father John vom KUTOKA-Network, und sie setzen dann diese Spenden “bedarfsmäßig“ gezielt ein. Ich fasse das mal so zusammen, dass Father John seinen Fokus hauptsächlich auf zwei Dinge legt: zum einen ist da die Verbesserung der Lebensbedingungen bezugnehmend der riesigen Müllkippe Dandora in Korogocho, eine der größten Müllkippen ganz Afrikas, auf der 3000 Menschen “arbeiten“. Vor 9 Jahren wurde sie bereits für voll erklärt, doch sie ist immer noch im Betrieb.

Da diese Müllkippe für alle hier im Umkreis lebenden Menschen enorme Gesundheistrisiken birgt, strebt Father John vor allem eine Verlegung der Müllkippe an den Stadtrand an, mit Sortierstationen, Verbrennungsanlagen und besseren Arbeitsbedingungen; dieses große Ziel ist allerdings nicht so einfach zu realisieren. “Stop Dumping Death on Us“ heißt diese Kampagne vom KUTOKA-Network. Eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem Jahr 2007 belegt, das habe ich nachgelesen, dass die Hälfte von 328 untersuchten Kindern in der Umgebung der Halde Dandora hohe Bleibelastungen im Blut hat; chronische Bronchitis und Asthma kommen hinzu. Älter als 45 Jahre wird von den Arbeitern auf der Müllkippe kaum einer. 

Ein kleiner, aber sehr wichtiger Schritt zur Verbesserung der dortigen Lebensbedingungen ist durch Father John mit seinem KUTOKA-Network mit Hilfe von MISEREOR bereits geschaffen worden: die Errichtung eines kleinen Recyclingbetriebes am Rande der Halde, der so genannte Mukuru-Hof, der nun von den Arbeitern selbst betrieben wird. Hier werden Briketts aus Papierbrei hergestellt, Plastikflaschen klein gemahlen und Kartons gebündelt, bevor die Laster der Vertragsfirmen das Material abholen. Damit sind sichere und gesundere Jobs geschaffen worden.

Weiterhin legt Father John seinen Fokus aber auch auf ein “Unter-die-Arme-Greifen“ von den Ärmsten der Armen, und zwar in Form einer Starthilfe, sprich mittels eines Startkredits für den Aufbau eines eigenen Gewerbes / Kleinstunternehmens. Von den Erträgen wird der Kredit langsam abbezahlt. Wenns läuft, kann man mehr unter die Arme greifen, um eben auch die Erträge (und somit gleichzeitig auch wieder die Rückzahlung des Kredites) zu erhöhen. Father John erklärte mir: “Bei 60 % klappt das alles wunderbar, 30 % haben Schwierigkeiten und benötigen Hilfe, und 10 % schaffen es gar nicht mit dem Kredit. Dann muss geschaut werden, woran es liegt.“ Wenn man sich alleine mal auf der Internetseite von MISEREOR umschaut, wird man auch auf diese zweckgebundenen “kreditgebenden“ Spenden stoßen. Für mich war das alles sehr, sehr, sehr interessant, “hautnah“ zu erfahren. An dieser Stelle einen lieben Gruß an Barbara und Klaus von MISEREOR - Alois und Father John haben sehr von euch geschwärmt. Auch wenn Father John den Fokus auf die oben genannten Dinge legt, empfängt er jeden Menschen mit seinem jeweiligen Problem ebenfalls mit offenen Armen. Er erkärte mir, dass für ihn “Abends nicht mehr viel in meinen Taschen übrig bleibt... wenn da jemand vor mir steht, dem es schlecht geht, und ich 5000 KES (~46 €) in meiner Hosentasche habe und die dort behalte... was bin ich dann für ein Mensch?“.

Nach diesem Gespräch wurde mir durch Alois und einem Bekannten von Father John Korogocho gezeigt. Was mir -erstaunlicherweise- in “meinen“ vorherigen Slums erspart wurde, musste ich hier sofort erfahren: ein unglaublich ekelhafter Gestank nach Müll. So wie ich es 2 Wochen bei Alois tat, zeigte ich am Donnerstag auch Father John einige Magazine von MISEREOR, die die Situation in Korogocho beschreiben. Auch Father John war auf einem der Fotos abgebildet. Während dem Spaziergang, so nenne ich es jetzt mal, durch Korogocho, zeigte Alois immer wieder auf verschiedene Gebäude oder Plätze und erklärte mir “Erinnerst du dich - dort wurde das Foto gemacht... dort wurde das Foto gemacht...“. Weiterhin erklärte er, während wir durch die “Straßen“ gingen, inmitten der ärmlichen Hütten und Häuser, dass dies alles hier nach den Tumulten nach der Präsidentschaftswahl 2007 “sehr schlimm“ aussah - so wurden die meißten Häuser zerstört und in Brand gesteckt, die Menschen töteten sich gegenseitig.

Dann erreichten wir die Müllkippe Dandora. Egal wo ich hinschaute, Müll. Mitten im Müll. Und dabei waren wir nur am Rand dieser riesigen Halde. Hier waren viele Menschen beschäftigt; Frauen trugen schwere Gegenstände auf ihren Köpfen; Männer wühlten - ich sah das alles mit meinen eigenen Augen - mit ihren bloßen Händen in zerbrochenen Glasflaschen und Glasscherben herum, Kinder spielten im Müll einerseits und suchten andererseits nach Brauchbarem... und obendrein liefen noch Schweine mitten durch die Müllberge, mitten durch die sammelnden Menschen. Ich habe den oben beschriebenen Recyclinghof, den Mukuru-Hof, gesehen, habe die aus Papierbrei hergestellten Briketts gesehen, die Berge von unterschiedlichen, nun sortierten Flaschen... All das, was ich aus den MISEREOR-Berichten kannte, sei es in Text- oder Bildform, und das, was mir vorher von Alois oder Fr. John erzählt wurde, habe ich nun hautnah erlebt. Ich kann nicht in Worte fassen, wie eindrucksvoll das für mich war.

Dann besuchten wir das direkt am Rand der Müllkippe liegende “BOMA RESCUE CENTRE“, einem von der Kirche und eben auch vom KUTOKA-Network unterstützten “Street Children Programme“. Hier werden Straßenkinder tagsüber aufgenommen, um sie zunächst mal zu einem “besseren Leben zu erziehen“. Sollten sich die 8-17 Jahre alten Kinder hier 2 Jahre lang bewähren, werden sie anschließend in der lokalen, ebenfalls kirchlichen Schule aufgenommen. Schritt für Schritt zu einer besseren Zukunft... (die Worte “step by step“ sind in dem Gespräch mit Fr. John oft gefallen, sei es durch mich oder ihn). Auch dieser Besuch war sehr beeindruckend. Das Boma Rescue Centre gibt den Kindern die NOTwendige Rehabilitation; dies ist der NOTwendige Schritt zwischen einem Leben im Müll und dem Schulalltag. Ich lernte Peter, den Kopf des Rescue Centres kennen, sowie die hier arbeitenden Sozialarbeiter, und ich gewann den Eindruck, dass die Kinder hier in guten Händen sind.


Nach einem Gespräch mit ihnen stand ich plötzlich, eh ich mich versah, vor einer etwa 60-köpfigen Gruppe Kinder im Alter von 8 bis 17 Jahren (siehe Video). Ich bin froh, und da kam mir sofort meine Zeit als Englisch-Lehrer für Standard 3 in Bombolulu zu Gute, dass ich dann unvorbereitet die richtigen Worte gefunden habe. In ca. 10 Minuten habe ich den Kindern erklärt, wie wichtig es ist, was sie hier machen, ...etc..., aber auch, dass es sehr wichtig ist, Englisch zu lernen. Ich habe ihnen eine kostenlose Möglichkeit aufgezeigt, mit welcher sie ihre Englischkenntnisse ausbauen können: sie sollen zu Shops gehen und dort nach alten Tageszeitungen fragen; anschließend sollen sie die dortigen Artikel lesen (oder es zumindest immer wieder versuchen). Die Fortgeschritteneren sollten sich einen Artikel zur Brust nehmen und dann Satz für Satz die Hauptwörter (nouns), Verben und Adjektive jeweils markieren.

Sollte es jemanden geben, der Interesse an einer Volontärtätigkeit in Kenia hat, so möchte ich an dieser Stelle dieses Boma Rescue Centre nochmal ganz deutlich hervorheben. Das mag für einen (unerfahrenen) Volontär eine Herausforderung darstellen, klar, aber hier wäre man genau richtig platziert. Dies hier ist ein unglaublich wichtiger Schritt für die Entwicklung der nächsten Generation im fast größten Slum Nairobis; hier hat man Einfluss auf eine positive Veränderung. “Erzieht“ man diese Straßenkinder frühstmöglich “zu besseren Menschen“, wird eine Vorsorge dafür getroffen, dass dieser Slum, wenigstens ein kleines bisschen, von weniger Kriminalität, Arbeitslosigkeit und eben Armut zu leiden hat.

Auf unserem Rückweg durch Korogocho trafen wir auf Lilian Anwor - Alois erkannte sie. In einem der Magazine von MISEREOR war Lilian beispielhaft auf einem Foto abgebildet; der neben dem Foto geschriebene Text informierte darüber, dass sie aufgrund der Auseinandersetzungen im Jahr 2007 (ich berichtete darüber) auch ihren Ehemann verloren hatte, der während der Tumulte getötet wurde. Ihr Haus wurde völlig zerstört, sie selbst wurde vertrieben.

Ich zeigte Lilian den Artikel mit dem Foto von ihr und sie war total von den Socken (ich natürlich auch). Sie hat sich wirklich gefreut - den Artikel schenkte ich ihr natürlich. Ihr geht es mittlerweile wieder besser; sie wohnt nun in einem neuen Haus (so bezeichnet man das hier, wenn ihr versteht...), mitten in Korogocho.

Obwohl ich 4 Wochen lang in Mombasa’s größtem Slum Bombolulu gearbeitet habe (und auch dort werde ich v.a. meine ersten Eindrücke nicht vergessen, genau wie im Shauri Yako Slum), war dieser Tag in Korogocho nochmal eine harte Prüfung für mich. Die ganzen Erlebnisse haben nur so auf mich eingeprügelt. Als ich mich dann am frühen Nachmittag von Alois in Nairobi verabschiedete, war ich echt fertig. Ich habe auch, zugegeben, erstmal ca. 40 Minuten geschlafen, bevor ich mich ans Werk machte, diese Zeilen hier zu tippen.

Fakt ist, WENN man etwas Gutes tun und Helfen möchte, bietet das Aachener Hilfswerk MISEREOR die richtige Adresse. Wenn ich davon nicht 100 %ig überzeugt wäre, würde ich mir nicht die Mühe machen, um dies hier zu schreiben. Man hat die Möglichkeit, “allgemein“, also nicht zweckgebunden zu spenden, man kann aber auch eine zweckgebundene Spende abgeben, z.B. an KESHO oder an das KUTOKA-Netzwerk. Infos dazu gibts ganz einfach im Internet unter www.misereor.de.



                          Abschließend zum Thema Korogocho gibts noch ein paar Videos
leider konnte ich hier keine Fotos oder Videos von den ganzen engen, verwinkelten, dreckigen Gassen machen, in denen sich die zahlreichen slum-typischen kleinen Wellblechhütten befinden...


 


  
 




Kibera


Vor knapp einer Woche habe ich mich bereits mit einer anderen Volontärin von Limuru aus auf den Weg nach Kibera gemacht, dem wie bereits erwähnt größten Slum in Nairobi. Dort angekommen bin ich auf den in Kibera lebenden 24-jährigen Patrick gestoßen. Er sollte uns quasi “an die Hand nehmen“ und den Slum zeigen. Da es allerdings nach knapp 20 Minuten im Slum zu einem unschönen Vorfall kam - meiner “Kollegin“ wurde die Halskette vom Hals gerissen - beendeten wir diesen Besuch wieder. Auch wenn die Kette idiellen Wert hatte, hatten wir noch Glück im Unglück; die Aktion hätte auch anders ausgehen können. Was bleibt, ist ein Kratzer am Hals, ein Schock und eine knüppelharte neue Erfahrung über das Leben im Slum.

Da mir Patrick erklärte, dass er Lehrer in einer Schule in Kibera ist, habe ich mich am gestrigen (Freitag) Morgen nochmal mit ihm in Kibera getroffen. Ziel und Zweck dieses erneuten Besuches war Folgendes: 1. Ich hatte noch eine Weltkarte übrig, die ich gerne in dieser Schule aufhängen wollte, 2. ich wollte Kibera noch näher kennen lernen, u.a. um hier darüber berichten zu können, und 3. ich wollte Kibera bzw. die dort lebenden Menschen nicht so “schlecht“ in Erinnerung behalten - ich wollte ihnen “noch eine Chance geben“. So traf ich mich am gestrigen Morgen erneut mit Patrick. 

Als ich im Bus sitzend Kibera erreichte, machte ich während der Fahrt dieses Foto, da ich lagebedingt einen guten Überblick über die ganzen Wellblechdächer von Kibera hatte. Jemand vom Straßenrand schrie mich mit den folgenden Worten an: “Wewe! (Du!) ... I shot you!“. Gut, ich war in Kibera. Weg mit der Kamera. Als ich wenige Fahrtminuten später den mit Patrick vereinbarten Ort erreichte, war er sehr erfreut, zu sehen, dass ich mein Versprechen gehalten habe und mit einer Weltkarte in der Hand vor ihm stand. Er führte mich zu seiner Schule, die den Namen “Adventure Pride Centre“ trägt und stellte mir dort auch den Headteacher Kennedy vor.

Kennedy zeigte mir die Schule, die aus insgesamt 5 Klassenräumen bestand. Mit Klassenraum meine ich hier 4 mit Lehm und Steinen aufgezogene Wände, an welchen sich an einer von ihnen eine aufgehangene Tafel befand. Ein paar wenige Schulbänke auf dem “ganz normalen“ unebenen Lehm-/Steinboden und fertig. Kennedy erklärte mir, dass es sich hier um keine von der Regierung unterstützten Schule handelt. Er habe sie erst im Januar, also erst vor 4 Monaten, ins Leben gerufen. Für die 5 Räume muss er an den Landbesitzer jeweils 2000 KES Miete pro Monat bezahlen. Da eine Primary School 8 Klassen hat (Standard 1 bis Standard 8), müssen sich die insgesamt 60 Kinder von Standard 1 bis Standard 3 einen Raum teilen. Aber, soweit so gut - Kennedy ermöglicht den im Umkreis lebenden Kindern so die nötige Bildung (in ganz Kibera gibt es lediglich 5 Primary Schools, was viel zu wenig ist). Die Lehrer, wie Patrick, verdienen 6000 KES monatlich, was einen Mindestlohn darstellt. Auch in dem Gespräch mit Kennedy fielen vermehrt die Worte “step by step“.

Apropos... Kennedy hat sich sehr über meine Weltkarte gefreut; wir drei haben sie gemeinsam an einer Wand im Klassenraum von Standard 8 platziert. Damit war auch die letzte meiner insgesamt 9 mitgebrachten Weltkarten in einer Schule platziert; die Vorletzte habe ich am Vortag an Father John in Korogocho ausgehändigt. Ich bin wirklich sehr froh und zufrieden darüber, dass meine Weltkarten-Aktion, so nenne ich sie jetzt mal (“Verteile Weltkarten in den Slumschulen von Kenia“), so erfolgreich war.


Von Kennedy und Patrick wurde mir anschließend noch ein Teil von Kibera gezeigt, und ich konnte mir ein “übliches“ schlimmes Bild über ein Leben im Slum machen. Was wirklich krass ist, ist die Tatsache, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kibera ein Golfplatz befindet. Auch Alois berichtete mir schon davon. Dort werden die ganzen Grünflächen permanent mit einem Rasensprenkler bewässert - und im Slum fehlt den Menschen der Zugang zu jeglichem Wasser zur GRUNDversorgung. Ihr könnt dies auch auf einer Karte im Internet erkennen (Kibera befindet sich etwa 7 km Luftlinie südwestlich von Nairobi’s CBD entfernt).



Nationale Sicherheit


Mir liegt schon lange auf dem Herzen, über das Folgende zu berichten. Das geschieht allerdings erst jetzt, also ganz zum Schluss meiner Reise, damit sich v.a. meine Familie nicht um mich sorgen muss.

Während meines 2,5-monatigen Aufenthaltes hat es hier in Kenia des öfteren geknallt. Die Al Shabaab, also die somalische “kleine Tochter“ von Al Quaida, war fleißig und hat hier und da mit Handgranaten rumgeschmissen und Menschen getötet.

So wurde vor vor etwa 2 Monaten ein Anschlag an einer Bus- und Matatu-Haltestelle in Nairobi verübt, etwa 1 km östlich von meinem jetzigen Standort im Central Business District. Die Explosion der geworfenen Handgranate tötete 7 Menschen und verletzte Viele. Während Astrid und meiner Urlaubswoche in Mombasa (Ortsteil Bamburi), vor etwa 5 Wochen, gab es fast gleichzeitig einen Anschlag im ca. 3 km von Bamburi nördlich gelegenen Mkwiro und in der von uns südlich gelegenen Innenstadt Mombasas, und zwar in einem Restaurant am Fußballstadion. Mindestens eine Person wurde durch die Detonation einer Bombe sowie einer Handgranate getötet, Viele wurden verletzt. Vor 6 Tagen, Sonntag, 29.04.2012, hat ein Mann in einer Kirche während einer Messe eine Handgranate geworfen und mit deren Explosion viele Menschen verletzt, möglicherweise getötet. Dies geschah in einem Ortsteil Nairobis, ich glaube etwa 3 km östlich vom CBD. Vor 3 Tagen, Mittwoch Abend ca. gegen Mitternacht, hat es auf der Straße im CBD einen lauten Knall gegeben; kein Verkehrsunfall-Knall. Ich war nicht der Einzige, der in den ganzen umliegenden Hochhäusern am Fenster stand - ich konnte allerdings keine sonderlichen Feststellungen treffen. Anscheinend alles ok. Also weiterschlafen.

Ich fühlte mich in meiner Zeit hier in Kenia zu keinem Zeitpunkt unsicher, wirklich nicht (ok, zugegeben, bei dem letztbeschriebenen Knall hatte ich ein wirklich mulmiges Gefühl und dachte, “jetzt gehts los...“). Ich schreibe dies alles hier nur aus dem Grund, um zu informieren. Denn das ist genau das, was nicht geschah. In keinster Weise. Die Al Shabaab wirft hier fleissig mit Handgranaten rum und tötet Menschen, und diese Information verlässt die Kenianischen Grenzen nicht. Aufgrund einer vorherigen Registrierung bei der Deutschen Botschaft bzw. beim Auswärtigen Amt gab es in meiner Zeit hier in Kenia lediglich einmal eine SMS mit der Information, nicht nach Dadaab (Ort im Nordwesten Kenias, Nähe der somalischen Grenze) zu reisen; ansonsten keinerlei Informationen über das Geschehene. Wie mir die Deutsche Botschaft in einer Antwort-E-Mail mitteilte, eben aus dem Grund, da man sich ja auch über die lokalen Zeitungen informieren kann. Da ich die Verfassung achte und schütze, soll es das dazu aber auch schon gewesen sein. Davon abgesehen... selbst der internationale Nachrichtensender CNN, von dem ich eigentlich viel halte und den ich auch oft privat zu Hause schaue, weil er wie ich finde einen guten Blick über den Tellerrand gibt, hat nichts über diese ganzen Vorfälle berichtet. Erschreckend, wie ich finde. Durchschnittlich gab es während meines Aufenthaltes alle 2,5 Wochen einen Anschlag. Dies wird vermutlich auch in Zukunft in Kenia der Fall sein - UND NIEMAND BEKOMMT ES MIT.



Abschließende Worte


Nun ist es also soweit. Meine Zeit in Kenia ist zu Ende. Mir ist von meinen Freunden oft gesagt worden, “du wirst schon sehen... die Zeit rast!“. Und so ist es auch. Die Zeit rast so schnell....  Apropos Freunde... es war wirklich super, Leute, mit euch vorgestern Abend mit Hilfe der Technik des 21. Jahrhunderts nach langer Zeit nochmal ein Bier zu trinken!!! :-) Und nochmal apropos Freunde... ich möchte mich bei euch und vor allem auch bei meiner Familie, wie schon in meinem ersten Blogeintrag erwähnt, jetzt nochmal für die ganze Unterstützung und Rückendeckung bedanken (und nur um es mal deutlich erwähnt zu haben... wenn ich "Familie" erwähne, dann meine ich damit natürlich auch Astrid sowie Astrid's Familie). Danke!!!

Ich habe es sehr, wirklich sehr genossen, in Kenia zu arbeiten; nicht nur bei, sondern auch mit den Menschen zu sein, Teil an deren Leben zu haben, und und und. Wenn mich wie so oft ein Kenianer fragt, wie mir Kenia gefallen hat, antworte ich ihm immer “I fell in love with Kenya. People are so friendly and helpful, especially to me as a mzungu“. Wenn ich z.B. an meine Zeit vor etwa 2 Monaten zurückdenke, als ich in vielerlei Hinsicht hier noch grün hinter den Ohren war, mich aber dann auch auf meine ersten Wochenendtrips im Alleingang wagte... ich war sehr, sehr oft der einzige mzungu (Weiße) weit und breit, und wenn ich jemanden ansprach, da ich etwas wissen wollte oder Hilfe benötigte, wurde mir ausnahmslos freundlich und hilfsbereit begegnet. Und zwar in einer Form, die ich hier absolut nicht erwartet habe. Grandios zu erleben! Und um ehrlich zu sein, ich habe es irgendwie sehr genossen, der einzige Weiße unter den ganzen Dunkelhäutigen zu sein... vielleicht sogar eben aus diesem Grund...

Als ich im Vorfeld meiner Abreise mit meinen Freunden über meine Sorgen gesprochen habe, insbesondere dem ersten Projekt als Lehrer in einer Schule nicht gerecht zu werden, hat mir einer meiner Freunde erklärt: “Man wächst mit seinen Aufgaben!“. An diesen Spruch musste ich in meiner Zeit des öfteren denken - ich kann ihn nur unterstreichen. Aber ich weiss auch, gar keine Frage, dass aller Anfang schwer ist. Der oder die ersten Tage in einem neuen Projekt / in einer neuen Umgebung haben mich immer wieder aufs Neue gefordert, aber letztendlich habe meine Zeit hier in Kenia trotz der ein oder anderen Hürde gut gemeistert.

Was eben auch eine neue Erfahrung für mich war, nicht nur in teils sehr einfachen Verhältnissen, sondern auch, und das war in meinen ersten 4 Wochen als Volontär bei GVI der Fall, ohne jegliche Privatsphäre zu leben. Die meißten Tage, wenn ich so zurückblicke, waren für mich gute Tage; mal gab es überragende und mal gab es nicht so gute Tage. Aber ohne Pro kein Contra, und umgekehrt... es gab auch ein paar wenige Momente, in denen sogar einem harten Kerl wie mir :-) die Tränen im Auge hingen - so beispielsweise bei einem Gespräch mit Mr Joseph vom Olive’s Rehabilitation Centre, der ein paar tolle Worte zu mir sprach, so nenn ich es jetzt mal, oder bei der Verabschiedung von meiner Klasse. Möglicherweise haben da aber auch die täglichen Malariatabletten ihren Beitrag dazu geleistet... :-) Ich habe wahnsinnig viele emotionale Momente erlebt, und ich glaube, es dauert Monate, bis ich die alle verarbeitet habe... 

Jedenfalls bin ich sehr, sehr froh darüber, diese Reise GENAU SO gemacht zu haben. Zwei Jahresurlaubstage (2011 + 2012) sowie 220 Überstunden sind zwar dafür drauf gegangen, aber das war es absolut wert. Ich würde es genau so wieder machen und kann (und werde - liebe Nichten und Neffen, freut euch schon mal auf lange Unterhaltungen mit mir) jedem nur dazu raten, eine solche Erfahrung zu machen. Sollte es jemanden geben, der bereits Interesse an einer Volontärtätigkeit in Kenia hat - es gibt hier soooo unendlich viele Möglichkeiten, mit anzupacken, und zwar natürlich auch ohne Organisation. Bei Interesse bitte einfach bei mir melden.

Es gab so viele verschiedene Highlights, und nicht unerwähnt lassen möchte ich die gemeinsam mit Astrid verbrachte Zeit. Sie kam nach dem Ende meines ersten Projekts zu mir und wir hatten eine tolle Woche Urlaub zusammen. Dann gings für uns beide gemeinsam nach Limuru, um in der Mukeu School für geistig behinderte Kinder ans Werk zu gehen. Diese Erfahrung mit seinem Partner zusammen zu machen, das ist wirklich beeindruckend. Das war eine tolle und wichtige gemeinsame Erfahrung für uns beide. “Das waren die besten 3 Wochen ever!“, schrieb sie mir vor ihrer Heimreise auf einen Zettel.

Ich habe diese Reise aus vielen verschiedenen Gesichtspunkten heraus gemacht. Neben den sozialen Aspekten (neben dem Wunsch, “etwas Gutes tun zu wollen“, interessierte ich mich für eine Art Entwicklungshilfe in Afrika schon sehr lange) wollte ich auch herausfinden, wie es für mich wird, “so lange“ im Ausland zu sein. Ich weiß, und das möchte ich betonen, wo mein Platz ist - und der ist bei meiner Familie und bei meinen Freunden; aber ich weiß auch, dass ich mich auch zukünftig gerne für längere Zeit in einem Entwicklungsland aufhalte, um dort mit anzupacken. Ich habe mich im Vorfeld schon so eingeschätzt - jetzt weiß ich es. Vielleicht gibt es für mich eine Möglichkeit, dieses Interesse beruflich umzusetzen....

Ich habe mich bislang in meinen Blogeinträgen immer etwas davor gehütet, die folgenden Zeilen zu schreiben, da ich hier nur informieren (i.S.v. ebenfalls über den Tellerrand schauen lassen) und keinen Spendenaufruf starten wollte, aber da dieser Blog mittlerweile über 3800 Seitenaufrufe hat (was mich sehr freut), möchte ich nun die Chance nicht verstreichen lassen, auf diesem Wege abschließend noch einmal zu “meinem Publikum“ zu sprechen, da ich hiermit möglicherweise einen wenn auch kleinen Einfluss zu haben scheine. Ich habe es weiter oben zwar schon mal angesprochen, möchte aber nun zum Schluss nochmal gezielt darauf hinweisen: Wenn es jemanden gibt, der etwas Gutes tun und eine finanzielle Spende geben möchte, der hat jederzeit die Möglichkeit, mich darauf anzusprechen. Ich kann dann diverse Vorschläge machen... Dass ich in meiner Zeit hier in Kenia viel Not und Armut gesehen, erlebt habe, zeigt alleine dieser Eintrag. Aber ich habe auch gleichzeitig erfahren, dass es Projekte und Möglichkeiten gibt, wie man den Ärmsten der Armen (zumindest etwas) unter die Arme greifen kann. Step by step.... Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seinen eigenen Beitrag zu leisten, und dies über MISEREOR zu tun, bietet dabei ein sehr gutes Beispiel.

So, Schluss jetzt. Ich bin mittlerweile an meinem letzten Tag hier in Kenia angekommen (habe seit 3 Tagen nicht gegessen und geschlafen - :-) ). Gleich gehe ich mir noch ein Fußballspiel in Nairobi’s Footballstadium anschauen, dann wars das. Um 01:00 Uhr morgen früh steht mein Taxi vor der Türe, um 04:30 Uhr geht mein Flieger, und zwar mit einer Zwischenlandung in Kairo (ich hoffe, ich sehe die Pyramiden nochmal, auf denen ich 2006 hochgeklettert bin).

Ich gehe tatsächlich, wie es so schön heißt, mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Jetzt blicke ich vorwärts, denn ich freue mich schon wahnsinnig auf meinen Schatz Astrid, auf meine große tolle Familie und auf meine Freunde. Und natürlich auf den mittlerweile nicht mehr kleinen, aber ach so frechen Hund.

Andi

Donnerstag, 26. April 2012

Wochenende in Kisumu + Endspurt als Volontär bei African Impact



KESHO

Nachdem ich Freitag zunächst noch meine “Pflicht“ auf der Mutter/Baby-Station im Karuri Health Center erfüllt habe (aufgrund von unkontrolliertem Harnaustritt der ganzen Nackideis musste ich sogar einmal die Handschuhe wechseln) habe ich mich nachmittags mit Alois, dem Kopf der Organisation KESHO (Kenya Environmental Sanitarian Health Organisation), in Nairobi getroffen. Wie schon in früheren Blogeinträgen erwähnt ist KESHO eine der drei kenianischen Organisationen, die in enger Zusammenarbeit mit unserem Aachener Hilfswerk MISEREOR stehen. Ich war froh, dass dieses Treffen zustande kam (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Anja B. von MISEREOR). 

Alois erzählte mir viele interessante Dinge über seine Arbeit; die Organisation legt ihren Fokus einerseits auf die Verbesserung der Lebensumstände in den Slums um Nairobi, so vor allem in Korogocho, dem neben Kibera größten Slum in bzw. um Nairobi (Korogocho befindet sich etwa 10 km nordöstlich von Nairobi’s Central Business District, Kibera etwa 7 km südwestlich vom CBD). Neben der positiven Entwicklung der Slums legt die Organisation ihren Fokus auch auf die Versöhnung der verschiedenen in den Slums lebenden ethnischen Gruppen, allen voran die Kikuyu und die Luo. Wie zuvor bereits erwähnt, gibt es in Kenia insgesamt 42 verschiendene Tribes/Stämme. Normalerweise, und das sehe ich hier tagtäglich, ist ein friedliches Zusammenleben ohne jegliche Einschränkungen zwischen den Stämmen möglich. Bei den Präsidentschaftswahlen 2007 hat es allerdings, ausgehend von Unstimmigkeiten bei den Wahlen und gegenseitigen Anschuldigungen seitens der Politiker, große, wirklich große Tumulte in Kenia gegeben, die Geschichte geschrieben haben. Insbesondere die in den Slums lebenden Menschen haben sich gegenseitig getötet, haben Häuser in Brand gesteckt, sich gegenseitig vertrieben, etc. Dieser Bürgerkrieg, so bezeichne ich es mal, hauptsächlich zwischen den Kikuyu und den Luo, konnte dann langsam durch einen quasi politischen Kompromiss (Raila Odinga wurde zwar nicht Präsident (Kibaki), dafür aber Prime Minister) wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ich habe im Vorfeld meiner Abreise viel über die Situation gelesen, aber dies persönlich von Alois nochmal geschildert zu bekommen, war, ich sag mal, eindrucksvoll. KESHO beschäftigt sich eben auch mit der Frage, warum es damals zu diesem Desaster kommen konnte, welche (ganzen) Faktoren eine Rolle gespielt haben (die o.a. politischen “Unstimmigkeiten“ waren laut Alois nur eine von vielen existierenden Ursachen) und was zu tun ist, um einem solchen Kleinkrieg in Zukunft vorzubeugen.

Ich habe Alois einige Artikel aus mitgebrachten MISEREOR-Magazinen, die die Situation z.B. in Korogocho beschreiben, gezeigt, und er erkannte direkt nicht nur die ganzen Schauplätze wieder, sondern sogar namentlich auch die Personen, die auf den Fotos aus dem Slum abgebildet waren. Wirklich sehr beeindruckend. Alois hat die ganze Zeit über sehr gut von seinem “deutschen Partner“ gesprochen.
(Das Foto zeigt einen Ausschnitt von Korogocho; ausnahmsweise handelt es sich hier nicht um ein selbst geschossenes Foto).

Auch wenn Alois an diesem Tag nicht sehr viel Zeit hatte, war das Treffen gut und hochinteressant. Er bot an, mir an einem anderen Tag die ganzen Schauplätze zu zeigen, die in den MISEREOR-Magazinen abgebildet sind. Dieses Angebot nahm ich natürlich an; das Treffen im Korogocho-Slum wird vmtl. an meinem vorletzten Tag in Kenia stattfinden, also in etwa 1,5 Wochen.


Wochenende in Kisumu

Nachdem ich den Freitag abend gemütlich mit ein paar “Tusker“ in Nairobi’s CBD verbracht habe, ging es dann um 21:00 Uhr zu dem Busunternehmen “Easy Coach“, von welchem ich vor einer Woche ein Ticket für den Nachtbus nach Kisumu gekauft habe. Ich ahnte noch nicht im Entferntesten, welche neue Erfahrung ich damit machen würde. Zunächst mal... “African Time“... Abfahrt war statt 21:30 Uhr gegen 23:00 Uhr. Die Fahrt dauerte statt 5-6 Stunden insgesamt 10 Stunden; Ankunft in Kisumu war also gegen 09:00 Uhr. Entgegen aller Ratschläge der Kenianer, dass “Easy Coach“ ein gutes, zuverlässiges und komfortables Busunternehmen ist, hat sich die Fahrt als wahre Höllenfahrt erwiesen. Der Bus war sehr schlecht, der Fahrer war sehr schlecht, und vor allem die Straßen waren sehr schlecht. Insgesamt ist dies eine sehr schlechte Kombination. Meine Vorstellung, mit einem Nachtbus zu reisen würde nicht nur Zeit sparen, sondern auch eine Unterkunft, da ich während der Fahrt schlafen kann, entsprach leider nicht der Realität. Ich befand mich in diesen 10 Stunden quasi mehr in der Luft als auf meinem Sitz. Einmal wurde ich mitten in der Nacht aufgrund extrem starkem Bremsen und Rumpeln aus meinem Halbschlaf gerissen, und die Leute begannen schon zu schreien... keine Ahnung, was da gewesen ist - es war ja stockdunkel draußen - aber ich vermute, dass dies nicht weit von einem Unfall entfernt war. Nach unglaublich langen 10 Stunden Fahrt bin ich dann endlich in Kisumu angekommen, der nach Nairobi und Mombasa drittgrößten Stadt Kenias, ganz im Westen des Landes gelegen.

Das Erste, was ich nach dem Einchecken in meinem günstigen Guest House gemacht habe, war 1 Stunde Schlafen, und das Zweite war eine Fahrt zum 3 km entfernten Flughafen und das Kaufen eines Rückflugtickets. :-) Leider musste ich dieses schon für den Folgetag ausstellen lassen, da ich ja Montag morgen schon wieder frisch und munter auf der Matte stehen musste - daher war meine Zeit in Kisumu leider sehr begrenzt.
Das Foto entstand auf der Dachterrasse meiner Unterkunft; es zeigt die Oginga Odinga Street in Blickrichtung der Hauptstraße Kenyatta Highway.


Kisumu hat mir wirklich sehr gut gefallen. Alles hier ist ruhiger und übersichtlicher, wirkt irgendwie "sauberer", und vor allem: Kisumu ist direkt am Lake Victoria gelegen, dem größten See Afrikas und dem nach den Great Lakes in Nordamerika Zweitgrößten der Welt. Auf diesen See, der sein Zuhause in drei Staaten findet (Kenia, Uganda und Tansania), habe ich mich wirklich sehr gefreut; so machte ich hier auch eine kleine Bootstour. 
 
Obwohl ich Sonntag morgen aufgrund eines Bar-/Clubbesuches erst gegen 01:30 Uhr unter meiner Bettdecke lag, ging es für mich ein paar Stunden später schon wieder raus aus den Federn, um in die morgendliche Messe der in Kisumu befindlichen christlich katholischen Kirche St. Joseph zu gehen. Die Messe hat lange 1,5 Stunden gedauert, “aber“ es war wirklich eine interessante Erfahrung. In den meißten (ich sag mal “richtigen“) Kirchen Kenias werden verschiedene Messen in den beiden Sprachen Swahili und Englisch angeboten; ich besuchte natürlich eine Messe in Englisch. Im Grunde verläuft die Messe sehr ähnlich der unseren; ledigliche Unterschiede bestehen beispielsweise darin, dass eine der Fürbitten z.B. gezielt für die Waisen(kinder) gesprochen wurde; weiterhin wird sehr viel, ich glaube insgesamt 3 Mal, Weihrauch verwendet, und weiterhin, so kann man es denke ich ausdrücken, hat die Messe insgesamt ein wenig mehr “Pepp“; damit meine ich, dass die Menschen der komplett ausgefüllten nicht gerade kleinen Kirche zu den vom Chor gesungenen Liedern im Takt klatschen, sich leicht bewegen, oder auch schon mal singenderweise gemeinsam mit den Händen winken. Aber das sind im Grunde nur kleine Unterschiede; im Großen und Ganzen war die Messe gleich der unseren (nur auch eben doppelt so laaaangeeeeeeeee - ihr könnt euch das so vorstellen: das hat sich so gezogen wie das Lesen meiner Blogeinträge); und zwar sogar inklusive “Gebt einander ein Zeichen des Friedens“.

Während meinen ganzen Vorbereitungen auf meine Zeit in Kenia im Vorfeld meiner Abreise bin ich auch auf einen Artikel gestoßen, den ich in einem Newsletter von der AGEH (Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe) erhalten habe. In diesem Artikel war die Rede von einem deutschen Volontär namens Tobias aus Aachen-Brand, der für 9 Monate seinen “Dienst“ in Kisumu verrichtet, und zwar bei der KYFA (Kisumu Youth Football Association). Ich habe diesen Artikel wie viele viele andere Dokumente damals ausgedruckt und mit nach Kenia genommen. Kurz vor meinem Kisumu-Trip habe ich mich daran erinnert, den Artikel mitgenommen und im Anschluss der Messe in Kisumu ein paar Leute nach der KYFA gefragt. Etwa eine Stunde später stand ich neben Tobi auf dem “Kenyatta Playground“, mitten in Kisumu, auf dem u.a. gerade ein Fußballspiel einer Frauenmannschaft stattfand. Mit Tobi hatte ich eine gute Unterhaltung und er hat sich gefreut, wie er es nannte, nochmal “öchern“ zu können (“Öcher Platt“ zu sprechen).

Anschließend gings für mich in das “Impala Sanctuary“, einem nah gelegenen National Park, der nicht nur direkt am Lake Victoria gelegen ist, sondern auch frei herumlaufende Impalas und Zebras beheimatet. Zu meiner Überraschung stand ich plötzlich sogar vor Leoparden, Geparden, Hyänen und Löwen. Ich war echt von den Socken, da mich die Tiere wirklich beeindrucken - nur leider, und das war nicht sehr schön zu sehen, waren diese Tiere einem Käfig eingesperrt. 


Dann gings auch schon zum Flughafen. African Time. Anstatt 16:20 Uhr verlor ich erst gegen 20:00 Uhr den Boden unter den Füßen... Als ich dann in Nairobi noch an den überfordertesten Taxi- nein Autofahrer aller aller Zeiten geriet, war ich gegen Mitternacht fix und foxy in meinem Volontärshaus in Limuru.


Der Start in die letzte Woche als Volontär bei African Impact

Die Zeit rast. Langsam aber sicher neigt sich meine Zeit hier in Kenia dem Ende. Ich muss gestehen, ... leider. Ich freue mich schon wieder sehr auf meine Familie und auf meine Freunde, keine Frage, wirklich sehr sogar, aber ich weiß auch, dass ich Kenia sehr vermissen werde.

Okay, also nach ein paar wenigen Stunden Schlaf bin ich dann Montag morgen in meine letzte “freiwillige“ Woche gestartet. Im Karuri Health Center habe ich oft mit Tuberkulose und HIV-Patienten zu tun und es ist wirklich sehr interessant, das alles hier zu sehen, zu erleben.

Dass das Thema HIV oder AIDS in Kenia ein “bedeutendes“ Thema ist, wusste ich im Vorfeld meiner Abreise bereits theoretisch. Hier, in der Klinik, sehe ich es. Das Karuri Health Center besteht aus insgesamt drei Gebäuden. Im rechten (und kleinsten) der drei Gebäude befindet sich die “CCC“, also die “Comprehensive Care Clinic“. Hier kommen alle Tuberkulose und HIV-Patienten hin. So bekommen die Letztgenannten ihre neue Monatsration an Tabletten, die sie täglich (ihr Leben “lang“) nehmen müssen; weiterhin werden bei jedem Besuch eines Patienten Eintragungen in dessen jeweilige “Akte“ vorgenommen, so insbesondere über dessen Wohlbefinden und Entwicklung im vergangenem Monat. 

Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass von der Regierung genügend Medikamente für alle HIV-Patienten zur Verfügung gestellt werden, und zwar kostenlos. Gute Neuigkeiten für mich. Das Gleiche gilt für Kondome - kostenlos. Eines der Hauptprobleme bzgl. der, ich nenne es mal Streuung von HIV ist wohl die Bereitschaft der Bevölkerung - die Bereitschaft, sich testen zu lassen und ebenso die Bereitschaft, verantwortungsvoll mit der Krankheit umzugehen. Auch habe ich mich gezielt nach dem Thema Prostitution informiert, welches in der Angelegenheit eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Mir wurde erklärt, dass die Prostitution in den Slums aufgrund der Armut ein großes Thema ist, und dass die Prostituierten auf Wunsch des Kunden auch ungeschützt aktiv werden, wenn dieser dafür mehr zahlt; dann ist alles andere wie eine mögliche Ansteckung mit HIV auf einmal völlig egal. Weitergehend wurde mir erklärt, und ich hoffe, dass ich die Zahlen jetzt richtig auf die Reihe kriege, dass sich in ganz Kenia lediglich 4 Millionen Menschen (!) haben testen lassen. Alleine von diesen sind 300.000 als HIV positiv bekannt. Es herrscht somit eine sehr große Dunkelziffer in Kenia, und die “Streuung“ nimmt ihren Lauf.... Hier ist viel zu tun. Hier muss insbesondere am Bewusstsein der Menschen gearbeitet werden.

Im mittleren Gebäude befindet sich der Mutter/Baby-Trakt. Hier befindet sich nicht nur, wie bereits im letzten Blogeintrag erwähnt, das Zimmer, in welchem die Babies gezielt überwacht werden, so z.B. durch monatliches Wiegen und Messen, oder eben auch geimpft werden, sondern hier gibt es auch Räumlichkeiten für werdende Mütter, die ebenfalls gezielt überwacht werden. Auch muss sich hier jede werdende Mutter zusammen mit ihrem (üblicherweise) Ehemann einem HIV-Test unterziehen. Das passiert mit einem Bluttropfen; die Bestimmung dauert lediglich knapp 10 Minuten (der Test hat Ähnlichkeit mit einem DrugWipe-Test der Polizei, nur eben mit Blut; bildet sich auf dem Kontrollstreifen nach 10 Minuten lediglich 1 roter Streifen: HIV negativ; bilden sich zwei parallel verlaufende Linien: HIV positiv). So kann der Virus bei einer werdenden Mutter eben frühzeitig erkannt werden, so dass gegebenenfalls eine Vorsorge getroffen werden kann, damit der Virus nicht auf das Baby übergeht (das ist für mich erstaunlicherweise tatsächlich medikamentös möglich).

Des Weiteren befindet sich in diesem Gebäude eine Räumlichkeit, das Labor, in welchem die Frauen gebären können; genügend Fachpersonal, um eine Geburt “durchzuführen“, steht hier zur Verfügung; dies kann (und teilweise muss) aber auch durch die hier zur Zeit tätigen Studenten durchgeführt werden. Am gestrigen Tag (Mittwoch) wurde mir sogar angeboten, bei einer Geburt anwesend zu sein bzw. zu assistieren. Ich habe abgelehnt; auch stand dafür genügend Personal zur Verfügung.




Sonstiges

Viele Menschen, mit denen ich hier in Kontakt komme, fragen mich nach meiner Arbeit zu Hause - bzw. fragen mich manchmal gezielt, ob ich zu Hause “auch“ Lehrer bin. Ich erkläre ihnen dann, dass ich Polizist bin und bei der “riot police“ (das ist die Übersetzung für Bereitschaftspolizei) arbeite. Wenn ich das dann wie so oft näher erläutern muss, erkläre ich, dass ich typischerweise bei Fußballspielen und Demonstrationen arbeiten und dann dafür sorgen muss, dass sich niemand gegenseitig die Köpfe einschlägt. Wenn dann noch nach dem Thema Demonstrationen gezielt gefragt wird, und dies teilweise auch sogar mit der gezielten Frage, ob es in Deutschland “Rassismus“ gibt, versuche ich, dieser Person zu erlären, dass es in Deutschland eine Minderheit von Personen gibt, die Rechtsradikal sind - und die ich typischerweise bei einer Demonstration als Polizist beschützen muss. Dies habe ich bisher oft erklärt (bzw. erklären müssen), und es ist mir immer “etwas schwer gefallen“, wenn ihr versteht was ich meine. Es ist mir sowas von peinlich und ich schäme mich jedes Mal sehr dafür, den Menschen hier sagen zu müssen, dass ein Teil meiner Landsleute rassistisch ist - das kann ich eigentlich gar nicht in Worte fassen. Nein, das ist wirklich unfassbar.
In etwa 2 Wochen fängt wieder meine Arbeit an. Ich freu mich drauf. 


Diverse Fotos

Damit das fleissige Lesen auch noch gebührend belohnt wird, gibts zum Schluss noch ein paar zusätzliche Fotos von der vergangenen Woche.... (nun wisst ihr auch, wie ich mich nach 90 Minuten Kirche gefühlt habe...)  :-)

Das ist der 36-jährige Frederik, der uns Volontäre als Koch täglich beim Zubereiten des Abendessens unterstützt (bzw. darauf aufpasst, dass niemand die Küche abfackelt); es gibt hier, ähnlich wie bei GVI in Mombasa, einen wöchentlichen Plan, der jeden mal sowohl in Kochen wie auch in Abwaschen einteilt


Zu den typischen kenianischen Essen gehört allen voran Ugali (wird aus Maismehl gemacht; ist günstig und macht schnell satt), sowie Spinach, Bohnen und Mais, Andazi, und natürlich, wie hier auf dem Foto abgebildet, Chapatis. Hier seht ihr meine persönliche Interpretation bei der Zubereitung von Letzteren.


Ein alter Kenianer versucht mit Stock und Schnur, im Lake Victoria einen Fisch zu angeln. Ein tolles Foto, wie ich finde...

  
Im o.a. Text seht ihr ein Foto von dem linken Gebäude des Karuri Health Centers. Hier sind die beiden anderen Gebäude abgebildet, über die ich oben berichtet habe; im Rechten befindet sich die "CCC"

In meinem Text habe ich über das hier abgebildete "Baby-Buch", wie ich es hier mal nenne, berichtet. Hier seht ihr die Grafik, mit der die optimale Entwicklung eines Babys/Kindes überwacht wird. Die hier abgebildete Grafik betrifft das Gewicht.
Neben "KESHO" ist auch die in Nairobi bzw. Korogocho tätige Organisation "KUTOKA-Network" ein MISEREOR-Partner. Dessen Kopf, Fr. John Webootsa, mit welchem ich mich noch treffen möchte, hat kürzlich den "Franco-German Human Rights award" verliehen bekommen, wie hier die nationale Zeitung von letztem Freitag berichtete. Alois zeigte mir diesen Artikel; er und John Webootsa sind Partner (versch. Organisationen), die das gleiche Ziel verfolgen: eine positive Entwicklung der Lebensumstände für die im Korogocho-Slum lebenden Menschen.

Es ist immer wieder unglaublich, wie schnell man hier in einen persönlichen Kontakt mit den Kenianern gerät. Dieses Foto entstand am vergangenen Freitag Abend in einem Bar/Restaurant; Oscar (Foto), Ann und Daniel fragten höflich, ob sie sich zu mir setzen dürfen - wir hatten einen tollen Abend zusammen. Ich ahnte dann allerdings noch nicht, dass ich "ein paar" Stunden später, nämlich nach meinem tollen Bustrip, so wie auf dem unten dargest. Foto aussehen würde..

Morgens, halb zehn in Kisumu :-)  Bitte beachtet meine kleinen Augen.. im Nachhinein vll schon ein bisschen lustig...  :-)


Ich bin mir nicht sicher, ob das hier ein Polizist ist, aber die Sicherheitskräfte laufen hier in ganz Kenia teilweise schwer bewaffnet rum (das Gewehr hat große Ähnlichkeit mit dem deutschen Gewehr G3).

Ein Schnappschuss aus meiner "Heimat" Limuru

So, das wars. Jetzt haben wir mittlerweile schon wieder 0:40 Uhr; in etwa 6 Stunden klingelt mein Wecker, um in meinen letzten Tag als Volontär zu starten. Es geht morgen, bzw. gleich, Freitag, im Rahmen einer Gemeinschaftsaktivität von uns Volontären in ein (für mich noch unbekanntes) Waisenhaus, um den Kids einen tollen Tag zu bereiten. Für mich heißt das, dass ich am heutigen Tag meinen letzten Tag im Karuri Health Center hatte. Das fand ich heute schon schade, keine Frage - es ist allerdings absolut nicht mit meinem letzten Tag also Volontär in Bombolulu/Mombasa vergleichbar; dieser Abschied fiel um Weiten schwerer....

Zugegeben, jetzt freue ich mich aber auch auf eine letzte Woche Urlaub in Nairobi's CBD, ganz ohne jegliche Verpflichtungen. 


Wir sehen uns...

Viele Grüße aus Kenia,

Andi